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Fotos: Volker Hielscher, Katy Kasten-Wutzler (r.u.)

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Auszeichnungen zur artthuer 2014

Kunstpreis zur artthuer 2014

Die Eisenacher Malerin, Zeichnerin und Grafikerin Sabine Rittweger ist auf der artthuer 2014 für ihre Arbeit ausgezeichnet worden. Sie erhielt am Samstag, den 8. November, den mit 5.000 Euro dotierten Kunstpreis der Messe.

"Das Werk der Preisträgerin zeichnet sich aus durch eine präzise Linienführung und eine intuitive Bildsprache, die die Konzentration auf Wesentliches ermöglicht. Durch ihren an Alltagssituationen geschulten Blick vermag die Künstlerin sowohl Interieurs als auch Landschaftliches einfühlsam auf der Bildfläche festzuhalten. Unter Verzicht auf Details erfasst sie unspektakulär Szenen und Objekte. Mit Kenntnis anatomischer Gegebenheiten reduziert sie die Darstellung ihrer Motive auf Essentielles. In ihren Tuschpinsel-Zeichnungen sowie farbigen Arbeiten auf Papier schafft sie Räume, die das Reale der Außenwelt mit dem inneren Raum der Gefühls- und Erfahrungswelt in Korrespondenz bringen kann. Die gebürtige Erfurterin studierte von 1973 bis 1975 an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig und ist heute in Göringen bei Eisenach tätig. Überregional bekannt wurde sie auch als Mitglied der Thüringer Sezession D 206", heißt es in der Begründung der fünfköpfigen Jury.

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Publikumspreis zur artthuer 2014

Neben dem Kunstpreis zur artthuer, dessen Gewinner von einer Fachjury ausgewählt wurde, hatte auch in diesem Jahr wieder das Publikum an allen drei Kunstmesse-Tagen die Möglichkeit, über seinen Favoriten abzustimmen.

1.655 artthuer-Besucher haben bis zum Sonntagnachmittag an der Abstimmung teilgenommen und die Bildhauerin Claudia Katrin Leyh zum Publikumsliebling erkoren. Die Preisträgerin lebt und arbeitet in Meiningen. Mit ihren unverwechselbaren Einfällen spiegelt sie die Menschen und ihre Eitelkeiten in satirischen und skurrilen Figuren.

Als Preis winkt eine Ausstellung in der Galerie des Verbandes Bildender Künstler Thüringen e.V. auf der Krämerbrücke in Erfurt sowie eine von der Zeitungsgruppe Thüringen unterstützte Publikation.

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Fotos der Preisträger 2014

Elke Harjes-Ecker (Abteilungsleiterin Kunst und Kultur im Thüringer Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur), Sabine Rittweger (Kunstpreisträgerin artthuer 2014), Dr. Michael Völter (Vorstandsmitglied der SV SparkassenVersicherung, Auslober des Preises) und Prof. Klaus Nerlich (Sprecher des VBKTh). (Foto: Volker Hielscher)

Die Preisträgerin des Kunstpreises 2014 - Sabine Rittweger (Foto: Volker Hielscher).

Prof. Klaus Nerlich (Sprecher des VBKTh), Kathrin Hoyer (Beigeordnete für Wirtschaft und Umwelt, Landeshauptstadt Erfurt) und Claudia Katrin Leyh (Publikumspreisträgerin artthuer 2014). (Foto: Volker Hielscher)

AUSSTELLER - INTERVIEWS

SYLVIA BOHLEN: Die Kraft kommt aus mir

Die Bildhauerin Sylvia Bohlen (geb. 1965) studierte an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden bei Professor Gerd Jaeger. Seit 1989 ist sie freischaffend in Saalfeld tätig. 1996 verlegte sie ihr Atelier nach Weischwitz.

Seit wann beteiligen Sie sich an der artthuer?
Sylvia Bohlen: Ich habe von Anbeginn bei der artthuer mitgemacht. Auf der ersten Kunstmesse 1998 war ich hochschwanger, 2000 ebenso.

Worin besteht für Sie der Reiz dieser Produzentenmesse?
In der Selbstvermarktung und im Kontakt zu Kollegen. Es ist die beste Chance, sich zu präsentieren. Ich halte das Verhältnis zwischen den in Thüringen ansässigen Künstlern und den Galerien, die Kunst vermarkten, für nicht ausgewogen. Wenn man als Künstler in Thüringen lebt, ist das Publikum begrenzt. Wir leben hier verstreuter als in Sachsen. Die artthuer hat sich inzwischen zu einem Anlaufpunkt entwickelt, an dem sich vieles konzentriert.

Die artthuer hat sich entwickelt. In welche Richtung?
Das Publikum interessiert sich inzwischen mehr für Kunst. Es kommen mehr Leute, die konkrete Vorstellungen haben, Galerien und Institutionen, aber auch Schulklassen. Ich gehe inzwischen mehr darauf ein, was sich das Publikum wünscht. Neben meinen größeren Arbeiten gehört dazu ein Regal mit kleinen Sachen, die spontaner gekauft werden.

Wie sehen Sie Ihre eigene Entwicklung?
Ich bin von meiner Ausbildung in Dresden stark figürlich ausgerichtet. In den 1990er Jahren habe ich an abstrakten Objekten gearbeitet. Themen wie „Durchdringung“ sind stark formal und symbolisch geprägt. Inhaltlich habe ich Kausalitäten beobachtet: Was passiert, wenn ein bestimmtes Ereignis eintritt. Es ging um die Harmonie der Gegensätze. Weltanschaulich große Dinge waren mir wichtig. Dann habe ich ein Zusatzstudium bei Antje Scharfe in Halle gemacht. Danach habe ich wieder vermehrt figürlich gearbeitet. Inzwischen sind meine Hauptthemen Kopf und Porträt.

Wie sehen Sie sich als Künstlerin in Thüringen?
Ich habe mich 1990 entschieden, in Thüringen zu leben und da aber schon gemerkt, dass mir die Kollegen fehlen. Mit Studienkollegen aus der Dresdner Zeit habe ich 1992 ein Keramiksymposium ins Leben gerufen. Die Basis für alle folgenden Symposien war ein Freibrandofen, den wir selbst gebaut haben. Anregung dafür gab es durch einen Freibrandofen in Bürgel. In den folgenden Jahren habe ich weitere Keramiker nach Saalfeld eingeladen, 1994 kam Martin Neubert dazu, 1995 Gudrun Sailer. Das hat sich soweit entwickelt, dass es 1996 international war. Der organisatorische und bürokratische Aufwand wuchs mir so über den Kopf, dass ich aufgab. Doch bis heute ist mein Bild von Thüringen, dass die künstlerischen Kontakte fehlen.

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Sylvia Bohlen

Interview: Doris Weilandt
Foto: René Bohlen

BIRGER JESCH: Autogramme ohne Unterschrift

Der Aktions- und Konzeptkünstler Birger Jesch (geb. 1953) kam über Mail-Art-Projekte zur Kunst. Er lebt seit 1992 in Blankenhain und ist seit neun Jahren Freiberufler.

Was interessiert Sie als Künstler an Thüringen?
Birger Jesch: Die Tradition: Von Cranach bis zum Bauhaus, das hat man immer im Hintergrund. Die angewandte Kunst ist hier stark, die freie Kunst eher weniger vertreten. Das hat mich Anfangs irritiert. Inzwischen finde ich es als Stärke.

Wenn Sie sich in Ihrem Umfeld betrachten, finden Sie hier genügend Anregung?
Ich bin ja sowieso mit der Welt vernetzt und kann alle hier herein lassen. Ich habe noch Beziehungen zu Freunden aus meiner Dresdner Zeit, bin nicht nur auf Thüringen fixiert.

Was hat Sie gereizt, freiberuflich zu arbeiten?
Ich war bis 2005 Bauhandwerker. In der Bauwirtschaft herrschte eine Krise, es gab keine Lösungen mehr für mich. Dann habe ich es mit Selbständigkeit probiert. Nach vergeblichen Versuchen mit Schattenriss-Porträtaufträgen bin ich seit einigen Jahren auf dem Feld der Raumgestaltung tätig. Ich habe eine Schnittstelle für mich gefunden zwischen anspruchsvollem Handwerk und freien Kreationen. Dabei knüpfe ich wieder an meine einstige Ausbildung zum Dekorationsmaler an. Mit Konzeptkunst seine Brötchen zu verdienen, ist nicht möglich. Trotzdem bleibt dieser Bereich wichtig für mich.

Woran arbeiten Sie gerade, was sind Ihre Themen?
Ich nehme Fundsachen, dokumentarische Materialien, und lasse daraus etwas entstehen. Zur Kunstmesse zeige ich die Serie „Neues Künstleralbum“. Dabei werden Silhouetten und handschriftliche Aussagen von Künstlern gegenüber gestellt. Es geht um Leute, die mich von ihrer Kunst her interessieren oder von ihrer Subjektivität. Das Projekt wird mich noch lange beschäftigen. Es sind Autogramme ohne Unterschrift. Da steckt alles drin, das Genetische, das man mitbekommt, und das Kulturelle.

Ist die artthuer für Sie wichtig?
Die artthuer ist deshalb interessant, weil es eine Produzentenmesse ist. Jeder Aussteller ist vor Ort. Ich kann vergleichen, sehen, was andere Künstler im gleichen Bereich machen. Ich bin Mitglied im Künstlerverband. Das ist mir wichtig. Der Verband hat mir geholfen, hier in Thüringen unter Kollegen anzukommen.

Verfolgen Sie heute noch Mail-Art-Projekte?
Das ist Geschichte. Mail-Art kam aus der DDR-Subkultur. Ich war ab 1979 daran beteiligt.
Damals war die weltweite Vernetzung ein Teil der alternativen Strategien, unabhängig von offizieller Kulturpolitik und Kunstmarkt. Das Wesentliche war, dass durch Kooperationen etwas Neues entstand. Mail-Art hat sich durch die elektronische Post total verändert. Das Geheimnis und die Zeitverzögerung des Postweges sind weg. Viele stellen heute ihre verschickten und empfangenen Objekte sofort ins Netz - eine visuelle Überfütterung, die für mich nicht mehr interessant ist. Bei der Ausstellung im Landtag („Wert der Kreativität“) habe ich verschiedene provokante Poststücke aus meinem Archiv zusammengestellt, um zu zeigen, dass so etwas auch eine Macht sein konnte.

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Birger Jesch

Interview und Foto: Doris Weilandt

THOMAS LINDNER: Suche nach dem Gleichgewicht

Thomas Lindner (geb. 1961) absolvierte ein Abendstudium für künstlerische Grundlagen an der Hochschule für Bildende Künste Dresden. Danach studierte er Metall-Emailgestaltung bei Prof. Irmtraut Ohme an der HS Burg Giebichenstein in Halle. Seit 1991 arbeitet er freischaffend in Erfurt.

Welche Rolle spielt die Bewegung in Ihrer Arbeit?
Thomas Lindner: Die Bewegung ist das Wesentliche. Aber nicht nur bei Plastiken, die eine Eigenbewegung haben. Auch bei Bildern und Plastiken ohne Eigenbewegung ist die Dynamik das Wesentliche. Ich habe in Schulen Workshops im Rahmen der Kulturagenten gegeben, die ich Balance und Bewegung genannt habe. Gleichgewicht ist für mich wichtig, egal, wie ich es herstelle.

Was reizt Sie an der Arbeit mit Metall?
Ich habe den Vorteil, dass sich meine künstlerische Tätigkeit auf ein Handwerk stützt und durch den Werkprozess erst die endgültige Form entsteht. Vor dem Studium habe ich den Beruf des Werkzeugmachers erlernt.

Wie schätzen Sie die Kunstlandschaft in Thüringen ein?
Ich finde sie typisch für das Land. Sie hat nicht die Priorität wie in NRW oder in Sachsen. Wir haben hier auch keine vergleichbaren Kunsthochschulen.

Fühlen Sie sich als freiberuflicher Künstler hier genügend wahrgenommen?
Ich bin, seit ich selbstständig arbeite, hier in Erfurt. Es ist alles sehr überschaubar in Thüringen. Letztlich kommt es immer darauf an, wie stark man sich einbringt im Verband, bei Wettbewerben, in Galerien, bei Ausstellungen und Auftraggebern. Ich glaube nicht, dass es woanders für mich einfacher wäre, zu existieren. Hier kenne ich viele und viele wissen, wer ich bin.

Haben Sie schon öfter an der artthuer teilgenommen?
Mindestens fünf Mal, eigentlich immer ab 2004.

Warum sind Sie dabei, was ist für Sie interessant?
Es ist wichtig, um mich vorzustellen, Kontakte zu bekommen, Gespräche mit Kollegen zu führen, die man selten sieht. Es hat auch Eventcharakter. Nicht unwesentlich ist auch, sich selbst ein Ziel zu setzen. Es ist gut, dass es die Messe gibt. Sie hat sich zu einem Leuchtpunkt entwickelt. Andere Bundesländer möchten inzwischen auch solche Messen machen bzw. haben sie schon.

Welche Impulse für Künstler wünschen Sie sich von der Politik, von der Stadt?
Erfurt hat kein Atelierhaus wie Weimar. Eines zu schaffen, das wäre ein gutes Zeichen. Es ist leider so, dass die bildende Kunst weniger honoriert wird als andere künstlerische Bereiche. Auch der Aufbau und das Erstellen einer Ausstellung ist Arbeit, die bezahlt werden muss. Das wird meist nicht gesehen. Kunst im öffentlichen Raum muss auch wieder mehr gefördert werden.

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Thomas Lindner

Interview und Foto: Doris Weilandt

MARTIN MAX: Mich reizt die malerische Gestaltung

Der Grafiker Martin Max (geb. 1957) arbeitet seit 1987 als Maler und Grafiker freiberuflich in Weimar.

Warum sind Sie nach Weimar gekommen?
Martin Max: Ich habe ursprünglich einen technischen Beruf ausgeübt und bin wegen meines künstlerischen Interesses nach Weimar gekommen.

Sie haben seit 1997 einen Arbeitsraum im Atelierhaus in der Haußknechtstraße. Was bedeutet es für Sie, dort zu sein?
Das Atelier ist mit der geförderten Miete bezahlbar. Für mich als Grafiker und Holzschneider ist es von großem Vorteil, dass es im Keller zudem eine Grafikwerkstatt mit alten Druckmaschinen gibt, die eine Voraussetzung für meine Arbeit sind.

Wie hat sich die Zusammenarbeit mit anderen Künstlern in Weimar entwickelt?
Als bildender Künstler ist man immer Einzelkämpfer. Bei Ausstellungsprojekten oder dem Grafikkalender gibt es die Zusammenarbeit. Es ist keine Frage der freundschaftlichen Bindung, sondern eine Frage der künstlerischen Intension, was miteinander verbindet.

Kommen wir zum Thüringer Grafikkalender.
Walter Sachs und ich sind die einzigen Mitwirkenden, die ununterbrochen seit 1999 daran mitarbeiten. Jedes Jahr sind sechs Künstler beteiligt. Es gibt in der Kalenderproduktion keine Maßgaben zum Thema oder zur Technik. Wir überraschen uns gegenseitig, wenn wir die Grafiken zusammentragen und zu einem neuen Kalender ordnen. Darin sind 12 Originalgrafiken in einer Auflage von 80 Exemplaren enthalten.

Sie beschäftigen sich vor allem mit Holzschnitt. Was fasziniert Sie an der Technik?
Die prägenden Impulse, mich mit dem Holzschnitt zu beschäftigen, kamen von den Expressionisten. Die Möglichkeit der Vervielfältigung hat mich sofort in den Bann geschlagen. Früher waren es noch einfache Schwarz-Weiß-Schnitte. Im Verlauf der Zeit ist es malerischer geworden. Es ist auch ein viel bewussterer Umgang mit dem Holz, der Maserung. Mich reizt die Möglichkeit der Gestaltung, die auch in Richtung Aquarell geht. Weil ich sehr lasierend drucke, ist das Japanpapier für den luftigen, dünnen Farbauftrag bestens geeignet.

Warum stellen Sie auf der artthuer aus, was interessiert Sie an der Kunstmesse?
Die artthuer ist im Prinzip wichtiger als die meisten Ausstellungen. Man erreicht ein breiteres Publikum. Der schöne Nebeneffekt: Man trifft viele KollegenInnen und hat einen intensiven Austausch. Überaus positiv ist, dass viele Besucher weit über Thüringen hinaus kommen.

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Martin Max

Interview und Foto: Doris Weilandt

SUSANNE UND ULRICH PRECHT: Die eigenen Ideen in die Wirklichkeit umsetzen

Die Künstlerin Susanne Precht (geb. 1960) studierte Glasgestaltung bei Prof. Rüdiger Reinel an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein in Halle. Ihr Mann, der Designer Ulrich Precht (geb. 1956), studierte an der gleichen Kunsthochschule Gefäßgestaltung bei Prof. Brigitte Mahn-Diedering. Beide leben und arbeiten seit 1983 in Lauscha.

Lauscha liegt sehr weit weg von den kulturellen Zentren. Was hält Sie bis heute mitten im Thüringer Wald?
Ulrich Precht: Eigentlich war es nach dem Studium ein Ort, an dem ich in der Werkstatt meiner Eltern gleich arbeiten konnte.
Susanne Precht: Nach kurzem Zögern habe ich mich dann auch entschieden, mit nach Lauscha zu gehen. Ich hatte in der Zeit noch einige Architekturprojekte und bin viel herumgekommen. Was mir heute noch gefällt, ist die Landschaft und die Ruhe. Ich liebe den Blick hinaus, der sich mit den Jahreszeiten verändert. Diese Aussicht findet sich auch auf meinen Arbeiten wieder. Ich muss mit mir selbst im Klaren sein, um eine eigene Aussage zu formulieren. Das geht an einem abgeschiedenen Ort vielleicht besser.
U. P.: Irgendwie hatte man früher mehr Zeit. Wir schaffen es heute nicht mehr, so viel und so weit weg zu Ausstellungen zu fahren. Wenn man weg will und die Arbeit weiterführen, das geht nicht. Für die künstlerische Arbeit sind stille Kämmerlein ganz gut.

Was beschäftigt Sie momentan?
S. P.: Ich möchte den Briefwechsel von Ernst Precht aufarbeiten. Mich interessieren grafisch interessante, historische Dokumente, die ich für meine Glasbilder verwenden kann. Im Braunschweiger Gericht habe ich mich mit den Gesetzen von Hammurapi auseinandergesetzt, in der Reglerkirche in Erfurt mit einem Text von Augustinus, der aus der Bibliotheca Amploniana stammt.
U. P.: Bei mir ist es eine Vorstellung, die ich schon lange hatte: mit sandgegossenem Glas figürlich zu arbeiten. Das hat geklappt und so habe ich gleich weiter gemacht.

Nach vielen Jahren freiberuflicher Arbeit – ist es immer noch die bessere Form?
S. P.: Die Vorstellung von angestellter Arbeit fehlt mir, weil ich es nie gewesen bin. Als Freiberuflerin muss man sich immer wieder neu erfinden.
U. P.: Die Arbeit spukt immerzu im Kopf herum. Wenn es mal nicht so ist, ist es vielleicht temporär entspannend. Manche Dinge brauchen Zeit, die müssen auch mal liegen bleiben. Das geht angestellt nicht.
S. P.: Man kann seine Ideen in die Wirklichkeit umsetzten. Wenn ich mich mal nicht nur mit meiner Arbeit beschäftigen will, mache ich gemeinnützige Projekte in Lauscha.

Sie haben an vielen Wettbewerben teilgenommen. Reizt Sie der Vergleich?
S. P.: Das hat nichts mit Vergleich zu tun. Man möchte seine Arbeiten zusammen mit anderen Glaskünstlern zeigen. Ich versuche, auf Orte und Themen einzugehen und mich nicht zu ärgern, wenn es nicht klappt.
U. P.: Man möchte sich der Herausforderung stellen.

Die artthuer ist nach wie vor für Sie interessant?
S. P.: Wir treffen dort viele Kollegen. Es ist auch mehr eine Ausstellung für wenige Tage als eine Messe.
U. P.: Für uns vom Dorf ist das sehr schön, was die Kollegen vom Künstlerverband machen. Der Aufwand für andere Messen ist uns inzwischen zu groß.
S. P.: Es wäre schade, wenn die artthuer nicht mehr stattfinden würde. Jedes Jahr wird diskutiert. Insgesamt kommt den Thüringer Künstlern so gut wie keine Förderung zugute.
U. P.: Es fehlt so etwas wie ein Staatspreis, den es in anderen Bundesländern gibt.

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Susanne und Ulrich Precht

Interview und Foto: Doris Weilandt

SIBYLLE REICHEL: Ich möchte ins normale Leben eingreifen

Die Künstlerin Sibylle Reichel (geb. 1971) studierte an der Bauhaus-Universität in Weimar und an der TU Graz Architektur. Seit 2003 arbeitet sie freischaffend in Mötzelbach.

Wie sind Sie nach Mötzelbach gekommen?
Sibylle Reichel: Ich habe in Weimar studiert und bin wegen der schönen Landschaft hier geblieben. Das habe ich nicht bereut.

Kommunikation spielt in Ihrer Kunst eine große Rolle?
Der Kern ist eine lebensfreundliche Welt. Ich denke, dass jeder bei sich beginnen muss. Mit meinen Bildern möchte ich Anstoß geben, zu beginnen. Ich habe da so ein intensives Fühlen, das ich in Bilder umsetze. Der Dialogprozess nach David Bohm hat mich angeregt. Ich versuche, mich aktiv für Dialog einzusetzen. Dabei hatte ich ein Bild: Ich rudere auf einer zweifarbigen Suppe. Jeder Schlag vermischt die Farben mehr. Es ist ein abstraktes Wechselspiel zwischen Wortgespräch und Visualisierung.

Ihre Portraits haben nichts mit der Abbildung von Wirklichkeit zu tun. Was interessiert Sie am Menschen?
Die Serie heißt „Der 1. und der 2. Blick“. Es geht um den Unterschied. Ich wollte die Blätter als Siebdruck mit wenigen Farben machen. Dabei habe ich Formen gezeichnet und Menschen Farben zugeordnet. Ich schaue auch mit dem Hintergrund des Tanzes auf den Menschen, wie er geht, seine Haltung, seine Ausstrahlung. Es geht um die Form, wie sie im Blatt sitzt.

Sie arbeiten in vielen künstlerischen Bereichen. Warum?
Alles beeinflusst sich gegenseitig. Beim Tanz habe ich ganz viel über Gesprächsformen gelernt. Daraus kann ich stark abstrahieren. Ich denke, dass da bei allen Künstlern noch ganz viel Potential vorhanden ist. Die Zusammenarbeit mit der Gesellschaft könnte sehr viel produktiver sein.

Wie fühlen Sie sich als Künstlerin in Thüringen wahrgenommen?
Ich will gar nicht als Künstlerin wahrgenommen werden, sondern als tätiger Mensch. Ich versuche immer, an meinen Netzwerken zu arbeiten. Der Kunstmarkt ist nicht mein Weg. Ich möchte ins normale Leben eingreifen. In der Wirtschaft könnten Künstler gut sein, um festgefahrene Prozesse zum Laufen zu bringen. Das interessiert mich. Was ich sehe: Wir könnten Menschen im Lebensalltag irritieren und zum Nachdenken bringen.

Was erwarten Sie von der Kunstmesse?
Neugierige, offene Besucher. Ich erhoffe mir, an meinem Stand eine lebendige Zone zu schaffen, einen Ort des Verweilens. Die Gespräche sind für mich Samenkörner, die aufgehen können. Toll wäre es, mit Institutionen und Führungskräften ins Gespräch zu kommen. Die artthuer ist eine gute Form der Wahrnehmung.

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Sibylle Reichel

Interview und Foto: Doris Weilandt

SABINE SAUERMILCH: Es entsteht ein Raum

Sabine Sauermilch (geb. 1961) studierte an der FHS für Angewandte Kunst in Schneeberg/Erzgebirge. Seit 1987 ist sie freiberuflich in Erfurt tätig.

Wie sind Sie nach einer Ausbildung in angewandter Kunst zur Zeichnung gekommen?
Sabine Sauermilch: Zeichnen ergibt sich für mich zwangsläufig aus dem Denken, aus der Auseinandersetzung mit Themen und Inhalten. Die Linie gleicht einer Gedächtnisspur. Sie folgt den Gedanken und ist eine Art Pipeline der Phantasie. Zeichnung ist das spontanste, unmittelbarste Mittel, sich auszudrücken. Stift und Farbe sind schnell zur Hand.

Was hat Sie an der Freiberuflichkeit gereizt?
Ohne den VBK (DDR) war es kaum möglich, freiberuflich zu arbeiten. Doch nach dem FH-Studium war man nicht gleich Mitglied im Verband Bildender Künstler. Drei Jahre musste man auf die Verbandszugehörigkeit hinarbeiten. Kurz vor meiner Aufnahme in Berlin änderten sich die politischen Verhältnisse, es war keine Prüfung mehr nötig. Die Freiberuflichkeit ermöglichte in der DDR ein freies und unabhängiges Arbeiten. Mir war aber auch immer bewusst, dass es unter starkem existenziellem Druck schwer werden wird, künstlerisch zu arbeiten.

Thüringen als Kunstland – wie sehen Sie das?
Es gibt so viel Potential, aber oft fehlt der Mut, die Spontanität, daraus etwas zu machen. Vieles bleibt im Mittelmaß hängen, weil man sich nicht traut. Ich würde mir mehr Mut wünschen und das es um die Sache geht, weniger um persönliche Befindlichkeiten.

Woran arbeiten Sie gerade?
An einer Grafik für die Literarische Gesellschaft Thüringen und an der Umsetzung von Entwürfen für zwei Kirchenfenster der Bergkirche in Tambach-Dietharz. In der Nähe der Kirche soll Meister Eckhart geboren worden sein. Bei der Fenstergestaltung beziehe ich mich auf Worte von ihm. Sie werden als Schriftteppich zusammen mit abstrahierten Motiven aus dem Schnitzwerk des Altars die Fenster überziehen.

Kommen wir noch einmal zur Literarischen Gesellschaft. Wofür ist die Grafik gedacht?
In Zusammenarbeit mit der burgart-presse und dem via nova – zeitgenössische Musik in Thüringen e.V. wird die Literarische Gesellschaft Thüringen in den Jahren 2014/15 eine Grafik-Lyrik-Musik-Edition herausgeben. Der Titel lautet DREIERLEI. 2005 habe ich schon einmal mit Jens Henkel und der burgart-presse zusammengearbeitet. Damals ist ein Buch entstanden: „Augenlidersingen“.

Warum beteiligen Sie sich an der artthuer?
In der Öffentlichkeit wird wahrgenommen, ob man teilnimmt oder nicht. Die Messe ist in den letzten Jahren sehr viel professioneller geworden. Ich schätze die Treffen mit Kollegen, aber auch mit interessiertem Publikum. Daran merkt man, dass sich so eine Messe entwickeln muss und Zeit braucht, damit das Publikum mitwachsen kann. Es ist auch eine Herausforderung, ein Vergleich mit anderen. Das ersetzt aber keine professionell arbeitende Galerie. Ich finde die artthuer für Thüringen sehr wichtig. Und es macht Sinn, wenn die Messe eine Konstante ist.

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Sabine Sauermilch

Interview: Doris Weilandt
Foto: Jacob Sauermilch

WOLFGANG SOBOL: Vom Wesen der Dinge

Der Maler Wolfgang Sobol (geb. 1952) entdeckte als Sportwissenschaftler und Manager seine künstlerischen Ambitionen. Er studierte an der Hamburger Akademie Digitalfotografie und belegte Meisterkurse in Malerei bei Markus Lüpertz und Gotthard Graubner. Seit 2009 arbeitet er freiberuflich in Altersbach.

Wie sind Sie in das abgelegene Dorf Altersbach geraten?
Wolfgang Sobol: Menschen sind Entdecker und Eroberer. Dafür muss man unterwegs sein. Ich komme aus Blankenhain bei Weimar. Als Kind saß ich oft am Fenster meines Zimmers. Ich konnte immer zwischen zwei Häusern durchschauen. Dort gab es fantastische Sonnenuntergänge und manchmal flogen schwarze Vögel irgendwo hin. Ganz hinten in der Ferne war ein Berg. Dort wollte ich immer hin. Das war ein frühes Bild für Sehnsucht, Fremdes zu entdecken. Nun bin ich als Künstler in Altersbach angekommen.

Hat es Sie nicht gereizt, in einem Großstadtkontext zu arbeiten?
Meine Metropole ist immer da, wo ich mich befinde. Als Entdecker muss man die Welt bereisen. Etwas entdecken wollen, das ist wesentlich. Natürlich ist es wichtig, Menschen, Orte und Landschaften zu kennen und wo wir uns im Universum befinden, sich der Zusammenhänge in der Welt zu vergewissern. Dafür muss man nicht in einer Großstadt leben.

Sie stellen in Galerien weltweit aus. Ist es für Sie wichtig, auch in Thüringen gesehen zu werden?
Natürlich interessiert mich auch, in Thüringen meine Kunst zu präsentieren. Hier bin ich geworden, was ich bin. Was ich als ursprüngliches bildliches Reservoir in mir trage, stammt aus Thüringen zwischen Weimar und Rudolstadt. Thüringen ist wohl meine räumliche und künstlerische Heimat. Andererseits stammen die mich am stärksten inspirierten Künstler nicht von hier.

Brauchen Sie die Einsamkeit?
Wenn Sie meinen, ob ich, wenn ich arbeite, das alleine in meinem Atelier tue, dann ja. Vielleicht noch irgendwelche Musik. Aber auf jeden Fall abgeschieden ohne momentane Störung jeglicher Art. Ich arbeite viele Stunden hintereinander. Ab und an ist Klaus Kinski dabei oder Maria Callas, vielleicht auch mal Rammstein oder meine Rhodesian Ridgeback Hündin. Ansonsten wüsste ich nicht, wie ich einsam sein sollte.

Was erwarten Sie von der artthuer?
Die Kunstmesse ist mir wichtig, weil ich mit vielen Leuten reden kann. Diesen sozialen Aspekt schätze ich sehr. Ich bin ja hier in meinem Atelier eine Art Eremit. Bei solchen Kunstmessen dagegen spüre ich unmittelbar, wie meine Bilder auf den Betrachter wirken. Man erfährt vielfältige Meinungen und Hinweise. Das ist mir sehr wichtig. Natürlich ist es auch wichtig, Kunstwerke zu verkaufen.

Künstlerförderung in Thüringen – fühlen Sie sich gut bedient?
Mein Atelier schätze ich als idealen Ort, das zu tun, was mir künstlerisch wichtig ist. Da bin ich der Gemeinde auch sehr dankbar. Solche Bedingungen wie hier finden sich in Großstädten kaum. Die Freiheiten, die ich jetzt als Künstler habe, sind das Ergebnis persönlicher Bemühungen in meinem Vorleben. Jetzt bin voll und ganz Künstler. Im weitesten Sinne nur mir selbst verpflichtet. Letztes Jahr hatte ich eine Ausstellung in Hongkong. Ich habe dort mit einer chinesischen Künstlerin zusammen ausgestellt, die ähnlich arbeitet wie ich. Diese Ausstellung war sehr erfolgreich und hat gezeigt, wie Kunst Menschen zusammenführen kann. Ein ähnliches Projekt hier in Thüringen zu realisieren, wäre toll.

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Wolfgang Sobol

Interview und Foto: Doris Weilandt

ROSMARIE WEINLICH: Ich forsche als Künstlerin

Rosmarie Barbara Weinlich (geb. 1984) studierte an der Bauhaus-Universität in Weimar und am Milwaukee Institute of Art & Design in den USA. Sie ist seit 2012 freiberuflich in Erfurt tätig.

Wie fühlen Sie sich als Künstlerin in Thüringen?
Rosemarie Weinlich: Nach dem Studium stand die Frage nach der künstlerischen und räumlichen Orientierung. Berlin und Leipzig reizten. Man hat in diesen Städten eine ausgeprägte Kunstszene und reichlich Input. Aber auch in Thüringen gab es schon immer kreative Köpfe und in Erfurt spüre ich in den letzen Jahren, gerade bei jungen Künstlern, eine regelrechte Aufbruchstimmung. Ich bin hier geboren und beheimatet, daher finde ich es faszinierend, ein Teil dessen zu sein und engagiere mich intensiv bei den vielen Aktionen mit anderen Künstlern. Und durch das Internet bin ich letztendlich überall.

Was bewegt sie künstlerisch?
Die Zyklen des Lebens - Leben und Vergehen, Memento mori. Ich schöpfe aus der Natur: beobachte, forsche, entdecke. Meine künstlerischen Experimente gipfeln in Malerei, Fotografie, Skulptur und Installationskunst. Licht ist dabei ein großes Thema, im Positiven wie im Negativen. Lichtverschmutzung beispielsweise ist ein emotionales Thema, das mich sehr berührt. Wir sind von Licht und Dunkelheit geprägt. Meine Kunst folgt keinen gebräuchlichen ästhetischen Maßstäben. Sie sucht die Schönheit im Verborgenen, macht auf Probleme aufmerksam, regt zum Nachdenken an. Bei meiner Installation „Habitat“ zeigen sich all diese Aspekte auf eindrucksvolle Weise. So bieten die verstorbenen Pflanzen den Nährboden für Bakterien und Pilze in großer Farbenvielfalt. Das Leben geht nach dem Tod weiter.

Womit arbeiten Sie?
Ich sammle Objekte, das heißt: Sie finden mich. Ich will Pilze sammeln und finde einen Wildschweinschädel. So entstand ein stetig wachsendes Archiv, aus dem ich als Konzeptkünstlerin schöpfe. Das Medium ist mir am Anfang egal. Manchmal wird es Malerei, manchmal Objekt oder eine Zeichnung.

Warum haben Sie sich für eine freiberufliche Tätigkeit entschieden?
Ich wollte unabhängig, ungebunden und viel unterwegs sein, jeden Tag neu erleben.

Wann haben Sie das erste Mal an der artthuer teilgenommen?
Ich war 2012 das erste Mal dabei und habe gleich den Publikumspreis bekommen. Aber ich kenne die artthuer schon länger als Besucherin. Es gibt viel handwerklich orientierte Kunst, unter die sich zunehmend Konzeptkunst mischt. Die Messe braucht Ecken und Kanten, an denen man sich reiben kann. Aber auch Erfurt braucht diese Messe. Ich glaube, es ist gerade jetzt wieder eine richtig gute Zeit für Kultur.

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Rosmarie Weinlich

Interview und Foto: Doris Weilandt

KAUFMUT

Alle Beiträge der Sonderausstellung "KAUFMUT: Künstler/Käufer" finden Sie hier:

artthuer ist eine Veranstaltung des Verbandes Bildender Künstler Thüringen

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